Unterschiedliche Wege in den Beruf

Unterschiedliche Wege in den Beruf

Ein Studium soll eine Vorbereitung auf einen späteren Beruf sein. Nicht jedes Studium bereitet auf einen Beruf vor, daher gibt es unterschiedliche Wege in den Beruf. Der Studienabschluss kann nur ein Job-Ticket sein, vielfach hängt es von der Qualifikation und inwieweit sie für spätere Arbeitgeber interessant ist. Die Weichen für Berufsentscheidungen müssen daher nicht schon nach dem Abitur gestellt werden. Vieles hängt vom Zusammenhang zwischen vorbereitenden Studium und Beruf zusammen. Die Bandbreite der Möglichkeiten reicht von zwingenden Studienabschluss für einen Beruf bis hin zu Berufstätigkeiten, die auf verschiedenen Bildungswegen erreichbar sind oder sogar Berufe, die durch individuelle Gestaltung des Studiums sich Berufschancen oder Tätigkeitsfelder überhaupt erst eröffnen.

Das macht Planung schwierig, auch Berufseintritt und Berufserfolg sind nicht ganz planbar. Manche Arbeitgeber bevorzugen Kandidaten, die ihre fachlichen Vorstellungen genau treffen, anderen nehmen auch Bewerber, die sich in neue Aufgabengebiete gut einarbeiten können.

Klare berufliche Perspektive

Für manche Berufe sind Studiengänge und deren Abschluss Voraussetzung für den Beruf. Wer Arzt werden will, muss Medizin studieren, bei Richtern und Staatsanwälten ist ein Jurastudium Voraussetzung. Für staatliche Stellen ist oft noch eine zusätzliche Phase Voraussetzung, etwa das Referendariat und passendes zweites Staatsexamen bei den Juristen oder der Vorbereitungsdienst mit einer „Laufbahnprüfung“ für den öffentlichen Dienst. Auch Tierärzte z.B. brauchen ein Staatsexamen.

Für einen Psychotherapeuten ist ein Psychologie- oder Medizin-Studium möglich, aber für beide Absolventen ist zur Berufsausübung noch eine Therapeuten-Ausbildung zwingend.

Auch für alle ca. 330 Ausbildungsberufe gibt es Ausbildungsordnungen, die genau beschreiben, welche Vorgaben und Anforderungen erfüllt werden müssen, um den Beruf ausüben zu dürfen. Für einzelne Berufe wie etwa bei der Polizei braucht es zusätzlich noch formale Anforderungen, etwa Mindestgröße oder Einhaltung des BMI-Index, auch wenn es unterschiedliche Ausbildungswege gibt über eine Polizeihochschule, ein duales Studium oder eine Fachhochschule der Öffentlichen Verwaltung. Auch für Lehrer gibt es spezielle Anforderungen.

Grobe berufliche Richtung

Bei anderen Berufen etwa Ingenieuren, Wirtschaftsexperten oder Naturwissenschaftlern gibt das Studienfach nur eine grobe Richtung vor. Die Berufsperspektive entsteht durch im Verlauf des Studiums gesetzte Schwerpunkte. Das kann durch Praktika, entsprechende Vertiefungsfächer oder ein Masterprogramm erfolgen. Zu Beginn kannst du viel ausprobieren oder reinschnuppern, mit dem Abschluss zum Berufseintritt sollte ein klares Profil erkennbar sein. Auch hier gilt, wer schon frühzeitig weiss, wo er beruflich hinwill, kann sich für spezialisierte Studiengänge entscheiden.

Chancen am Arbeitsmarkt können sich hier insbesondere durch zusätzliche Qualifikationen, etwa bei der Internationalisierung durch Sprachkurse oder Auslandssemester, aber auch durch Praktika im Ausland. Auch Erfahrungen aus der Überhangsphase zwischen Schulabschluss und Studium, etwa durch Work&Travel oder Sprachurlaube, werden von späteren Arbeitsgebern geschätzt. Da diese Studienfächer von sehr vielen belegt werden, wirkt sich beim Berufseintritt das persönliche Profil entscheidend aus.

vgl. dazu auch meinen Blog-Beitrag: „Abitur und dann? – Perspektiven für die Zukunft vor Studium oder Ausbildung“

In anderen Berufsfeldern sind die Anforderungen weit gefasst. Da können verschiedene Qualifikationen erwünscht sein, so dass verschiedenartige Studiengänge zum Berufseintritt führen können. Für einen Personalmanager z.B. kann ein Studium von BWL, Jura, Soziologie, Psychologie, Pädagogik oder Wirtschaftsrecht vorbereiten, ggfs. mit einem Master mit Spezialisierung auf Personal. Es gibt auch ganz spezifische Personalmanagement-Studiengänge, die darauf vorbereiten. Dann musst du genau wissen, dass du das willst. Dahin kann auch eine kaufmännische Ausbildung mit Weiterbildung führen.

Andere Berufe können aufgrund der gefragten interdisziplinären Grundlagen durch verschiedene Bildungswege erreicht werden. Etwa zu einem Virologen oder Epidemiologe kann ein Medizin-Studium mit entsprechender 5jähriger Facharztausbildung, ein Studium der Biomedizin mit Vertiefung auf Virologie oder ein Biochemiker mit passenden Schwerpunkten führen.

Individueller Weg

Bei einigen Studiengängen ist ein Studium nicht mit einem Beruf verbunden, es gibt keine Berufe, zu denen dieser Bildungsweg zwingend führt. Früher wurde da oft gelästert, das ist ein Ticket zum Taxifahrer, aber das sind diese Studiengänge wirklich nicht.

Bestimmend ist zunächst das Interesse für ein Fach, für ein Thema, mit dem man sich intensiv beschäftigen möchte. Für die Berufsperspektive ist der Inhalt des Studiums weniger wichtig, sondern Offenheit für Neues und Kreativität zu haben und sich in verschiedene Arbeitsgebiete einarbeiten können. Häufig ist Sprache ein wichtiges Instrument auf diesen Wegen.

Für den Berufseintritt wird ein Studium gerne gesehen, ist aber oft keine Voraussetzung. Zu einem Beruf kommen diese Studierenden durch Praxiserfahrungen, zusätzliche Qualifikationen oder Netzwerken. Der Weg hat den großen Vorteil, sich selbst seine Qualifikation zusammenstellen zu können, nach eigenen Interessen, Stärken und Wünschen; d.h. auch vor allem Chancen ergreifen und nutzen. Das ist nichts für Menschen, die gerne eine sichere Perspektive haben, aber für die, die Eigeninitiative ergreifen, und selbstmotiviert ihren Beruf anstreben.

In den möglichen Berufen werden weniger Fachkenntnisse erwartet, auch wenn sie nützlich sein können, sondern als übergeordnete Fähigkeiten, z.B. Sachverhalte erfassen, sich gut organisieren können und in Neues einarbeiten können. Aber ganz besonders auch die in den jeweiligen Berufen nützlichen Zusatzqualifikationen, z.B. Teamgeist oder IT-Kenntnisse.

Für den Beruf des Journalisten sind Erfahrungen als Praktikant oder freier Mitarbeiter in einer Redaktion fast unverzichtbar, und oft auch noch ein begehrtes Volontariat, das vielfach mit einer Aufnahmeprüfung verbunden ist, daher sind Praxisproben oder Erfahrung wichtig. Alternativ bietet sich eine Journalistenschule an.

Für Germanisten, Philosophen, Kulturwissenschaftler bestehen weitere Möglichkeiten z.B. in der Verlagsbranche oder Instituten jeder Art, Museen oder Bibliotheken. Auch ist es hilfreich, hier rechtzeitig Kontakte zu knüpfen und darüber zu erfahren, was dort speziell ankommt. Auch die Bildungsbranche bietet Berufschancen für diese Studiengänge. Mit dem Studium der Kommunikationswissenschaft kommen PR-Tätigkeiten oder Werbung in Frage.

Social Media haben neue Berufsperspektiven eröffnet. Es gibt auch spezialisierte Social-Media Studiengänge, die nicht nur in dieser Branche Berufschancen haben. Praktika verschaffen Einblick in den Berufsalltag und wichtige Kontakte.

Durch persönliche Erfahrungen oder auch individuell zusammengestellte Qualifikationen lassen sich berufliche Tätigkeiten auch kreieren. Das hängt mit den veränderten Bedürfnissen der Kunden zusammen, aber auch dem Wandel der Berufe selber. Globalisierung und Digitalisierung haben die beruflichen Tätigkeiten in den letzten Jahren erheblich verändert, selbst in Branchen und Tätigkeitsbereichen, die mit diesen Entwicklungen bislang selten in Verbindung gebracht wurden.

Extra: Künstlerische Berufe

Für die künstlerischen Berufe Schauspieler, Musiker oder Künstler sind meistens oft schwere Aufnahmeprüfungen an den Hochschulen für Musik, Kunst oder Schauspiel oder auch privaten, teilweise sehr teuren Schulen notwendig, in denen das Talent für den Beruf vorher geprüft wird. Die Berufsaussichten müssen individuell eingeschätzt werden, nicht jeder wird die Berühmheit und damit finanziellen Wohlstand erlangen, Motive, die gerne mit diesen Berufen verbunden werden.

Reinhard Goehrtz - Berufscoach für Schüler, Abiturienten und Studenten

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