Studieren - Studienfächer und Fächergruppen

Studieren – beliebte Studienfächer und Fächergruppen

Für ein Studium gibt es eine vielfältige und riesige Auswahl, in Deutschland fast 20.000 Studiengänge ohne europäische und internationale Angebote. Um einen Eindruck über verschiedene Fächergruppen zu erhalten, folgt ein Überblick über beliebte Studienfächer, deren Anforderungen, zukünftige Einsatzbereiche und Aussichten, sowie am Ende Trends für alle Studienfächer, um die Studienwahl zu erleichtern.

In den Rechts-, Wirtschafts- oder Sozialwissenschaften sind mehr als 1 Millionen Studierende eingeschrieben.

1. Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

a) Rechtswissenschaften

Inhalte und Anforderungen

Die Rechtswissenschaften beschäftigen sich mit allen juristischen Fragen, also wie das Alltagsleben in rechtliche Kategorien gefasst werden kann, welche Abläufe und Vorgehensschritte notwendig sind, damit alles nach den nicht nur gesetzlichen Regelungen korrekt abläuft, und wie es zu handhaben ist, damit jeder zu seinen Rechten kommt und welche Pflichten dazu erforderlich sind.

Das Studium stellt hohe Anforderungen an das Abstraktionsvermögen, logisch-differenziertes Denken und Aneignung der sehr umfangreichen Rechtsbestimmungen. Die Vorgänge in der realen Welt müssen in die rechtlichen Begriffe umgesetzt werden, aus denen sich dann Ansprüche, Rechte oder Verpflichtungen für die Teilnehmer in der Wirklichkeit und die Durchsetzungsmöglichkeiten ihrer Interessen ergeben.

Einsatzbereiche und Aussichten

Abschluss ist ein Staatsexamen, deren Bestehen und Noten für die weitere Karriere bedeutsam sein können. Ohne Staatsexamen gibt es keine Einsatzchancen in juristischen Berufen, lediglich Weiterbildung für rechtsnahe Berufe z.B. Rechtspfleger, die Karriereaussichten weichen aber wesentlich ab. Für Richter und Staatsanwälte ist das Bestehen auch des zweiten Staatsexamens nach einer Referendarzeit mit Einsatz in verschiedenen juristischen Berufsfeldern erforderlich, für Notare mit entsprechend exzellenten Noten. Beste Karriereaussichten bestehen in Unternehmen für alle Vertragsfragen oder mit vielen Einsatzfeldern im öffentlichen Dienst, bzw. für selbständige oder in großen Kanzleien zusammengeschlossene Rechtsanwälte. Viele Juristen haben außerhalb des originären juristischen Fachgebietes Karrieren in Wirtschaft und Verwaltung gemacht.

b) Wirtschaftswissenschaft

Die Wirtschaftswissenschaften betrachten Unternehmen (BWL oder Betriebswirtschaftslehre) oder ganze Volkswirtschaften (VWL/Volkswirtschaftslehre oder Ökonomie), das sind dann Staaten oder spezifische Märkte (Devisen- oder Rohstoffmärkte).

Inhalte und Anforderungen

Für Wirtschaften und Wirtschaftlichkeit sollte jeder BWL-Studierende Interesse mitbringen, also Zahlen und Rechnen sind wesentlicher Teil des BWL-Studiums. Die Theorie hat immer Bezug zu konkreten Sachen (Produkten, Dienstleistungen), aber vorwiegend rechnerisch aus wirtschaftlicher Perspektive betrachtet. Produkte, Produktion, Einkauf/Lager und Verkauf, für alles sind Berechnungen erforderlich, was ist günstig oder wirtschaftlich und welche Auswirkungen hat das auf den Gewinn. Mit Marketing oder Personalverwaltung gibt es Teilfächer, die auch andere Aspekte hereinbringen, aber auch hier spielt Wirtschaftlichkeit, Effizienz und Effektivität eine große Rolle. In der Industrie z.B. kommen noch technische Fragen hinsichtlich der Produkte hinzu, für den Handel geht es um fertige Produkte und Zusammensetzung des Sortiments, also des Angebotes an Kunden.

Volkswirtschaftler schauen sich die Entstehung von Preisen in Märkten, auch nach Art der Marktteilnehmer, Kaufverhalten oder Machtkonzentrationen von Anbietern z.B. an, gesamtwirtschaftliche (länderbezogene) Berechnungen – wie haushaltet ein Staat – oder Marktbeziehungen zwischen Ländern (Währungen etc.). Die Betrachtungsweise ist stark an Kollektiven (alle Markteilnehmer oder ganze Staaten z.B.) oder an Prozessen (Preisentwicklung oder Währungsschwankungen) orientiert.

Einsatzbereiche und Aussichten

Volkwirtschaftler haben fachnah Ihre Einsatzgebiete bei der Bundesbank, der Europäischen Zentralbank oder weltweiten Institutionen bzw. volkswirtschaftlichen Abteilungen von z.B. von Banken, Unternehmen oder Behörden bzw. Kartellämtern.

Betriebswirtschaftler haben beste Karriereaussichten in Unternehmen oder Beratungsgesellschaften, auch im öffentlichen Dienst. Ihr Einsatz hängt wesentlich von ihrer Spezialisierung während des Studiums ab, also z.B. nach Branchen Banken, Versicherungen, Industrie und Tourismus oder nach Arbeitsbereichen von Unternehmen wie z.B. Finanzen, Controlling oder Marketing.

Die Karriereaussichten für beide Fächer sind aufgrund der vielen Einsatzmöglichkeiten hervorragend, die Konkurrenz ist entsprechend hoch. Globalisierung und somit Auslandserfahrungen oder Sprachkenntnisse haben große Bedeutung.

c) Sozialwissenschaften

Die sozialwissenschaftlichen Studienfächer sind sehr vielfältig und inhaltlich breit gestreut. Sie reichen von Soziologie, Sozialpädagogik und Soziale Arbeit bis zu Psychologie, Pädagogik und Politologie.

Inhalte und Anforderungen

Entsprechend der Breite sind die Betrachtungsperspektiven auch sehr unterschiedlich, sehr individuell in Psychologie oder Sozialer Arbeit, eher kollektiv in Soziologie oder Politologie. In den eher an Personen orientierten Studienfächern sollte Interesse für Menschen, seine Eigenheiten und Lernprozesse bestehen, in den an Gesamtheiten orientierten Fächern Interesse für die Funktionsweise von Gruppen, Institutionen, Gesellschaften und deren Entwicklungen. Während Psychologie oder Soziologie teilweise sehr stark auf mathematisch fundierten Theorie-Modellen basiert, fokussieren andere Fächer eher auf qualitative Betrachtungsweisen und nutzen wissenschaftliche Kenntnisse eher anwendungsorientiert.

Einsatzbereiche und Aussichten

Für manche Berufsperspektiven ist etwas Idealismus nötig. Die finanzielle Aussichten sind davon beeinflusst. In anderen können professionelle Ausübung aussichtsreiche Perspektiven haben, etwa für Psychologen als Therapeuten bzw. freie Berater oder Tätigkeitsfelder in der Weiterbildung. Berufsfelder sind soziale Einrichtungen, Personalbereiche von Unternehmen oder Institutionen und Verwaltung. Die Einsatzmöglichkeiten etwas fachfern liegen z.B. in Werbung, Marktforschung oder Pressearbeit, aber natürlich auch in politischen Tätigkeitsfeldern

2.  Ingenieurwissenschaften

In dieser Fächergruppe studieren fast 800.000 Studenten, also an zweiter Stelle der Beliebtheitsskala, mit steigender Tendenz.

Inhalte und Anforderungen

Die klassischen Studienfächer sind Elektrotechnik, Maschinenbau und Bauingenieurwesen. In den vergangenen Jahren haben sich in diesen Fachbereichen viele Studiengänge mit zahlreichen, sehr differenzierten Spezialisierungsmöglichkeiten gebildet. Wer Interesse für Naturwissenschaften (z.B. Physik und Chemie) und Technik hat, Praxisbezug braucht, gerne konstruiert und sich mit technischen Fragen beschäftigt, für den sind diese Studiengänge das Richtige. Während bisher ein Wandel von Elektrik auf Elektronik und Nano-Technologien auftrat, bekommt die Digitalisierung zunehmende Bedeutung in der Zukunft, nicht nur in Form „Künstlicher Intelligenz“ und seiner Auswirkungen.

Einsatzbereiche und Aussichten

Wegen anhaltendem Fachkräftemangel sind die Verdienstaussichten hervorragend, die Nachfrage nach Ingenieuren wird absehbar auch nicht nachlassen. Einsatzbereiche sind Industriefirmen mit Warenproduktion oder Maschinenherstellung, alle Bereiche um das Bauen bei Behörden und Bauunternehmen oder z.B. selbständige Tätigkeiten als Bauingenieur oder Architekt. Nachbarfächer sind Design, Bionik oder Umwelt- und Energietechnik. Ingenieure sind oft auch international tätig.

3. Geisteswissenschaften

Fast 400.000 Studierende wählen diese Fächergruppe, wenn auch fallend.

Inhalte und Anforderungen

Zu den geisteswissenschaftlichen Studienfächern gehören Philosophie, Geschichte, Kunstgeschichte. Literaturwissenschaften und Sprachwissenschaften mit Fächern wie z.B. Romanistik, Amerikanistik oder Sinologie (Indien). Ein Hauptmerkmal neben dem fachlichen Bezug ist die Bedeutung der Sprache. Wer kein Interesse für Sprachen, Ausdrucksformen oder differenzierte Ausdrucksmöglichkeiten hat, sollte sich eher andere Studiengänge aussuchen. Studenten dieser Fächer haben neben Denken und Beschreiben ausgeprägte Interessen für ihre Inhalte, was auf eine große Motivation hinweist.

Die Studiengänge haben aber den Nachteil, dass sie nicht für konkrete Berufe ausbilden. Wer diese Fächer studiert, sollte daher Initiative und hohe Bereitschaft mitbringen, sich berufsnahe Zusatzqualifikationen zu erwerben oder sein eigenes Qualifikationsprofil, förderlich für eine spätere Berufstätigkeit, zu gestalten. Dazu zählen dann Praktika, besondere Erfahrungen im Ausland, kulturellen Institutionen, Bibliotheken oder bildenden Einrichtungen (bei Schulen bzw. Einrichtungen der Erwachsenenbildung).

Einsatzbereiche und Aussichten

Wer nicht in die Wissenschaft geht oder gehen will, wurde früher oft verspottet, sich mit dem Studium ein Freiticket als zukünftiger Taxifahrer zu erwerben. Ganz so schlimm ist es nicht, aber der Berufseintritt sollte möglichst frühzeitig durch Praktika oder geschicktes Netzwerken erleichtert werden, sonst kann es sein, dass der Einstieg ins das Arbeitsleben erkämpft werden muss oder dauern kann. Grundsätzlich gibt es viele berufliche Einsatzbereiche, die keine konkreten Bildungsvoraussetzungen haben, aber es eine Sache des Typs oder der Studiengestaltung damit gut zurecht zu kommen.

4. Mathematik und Naturwissenschaften

Ein Studium in Mathematik und den Naturwissenschaften wie Physik, Chemie oder Biologie bereitet für diejenigen, die dafür Talente mitbringen, sehr viel Freude. Fast 350.000 Studenten wählen diese Fächergruppe für Ihre Studienwahl, weniger als früher, was an der starken Zunahme der Ingenieurwissenschaftlichen Studienfächern in den vergangenen Jahren liegen mag, aber doch wieder steigend.

Inhalte und Anforderungen

Klassische Naturwissenschaften und besonders das Mathematik-Studium sind stärker an der Theorie orientiert als Ingenieurfächer. Das muss einem gefallen. Wer Interesse an Grundlagenforschung hat, bei der die praktische Anwendung oder deren konkreter Nutzen weit entfernt ist, für den ist das ein passendes Studium, also logisch-analytische Fähigkeiten und Neugierde für Ursachen- und Zusammenhangserforschung. Neigung für das Fachgebiet und seine Themen ist vorausgesetzt.

Einsatzbereiche und Aussichten

Berufliche Perspektiven sind neben einer Karriere in der Wissenschaft Unternehmen, etwa in der Pharmaindustrie, die auch Grundlagenforschung betreiben, oder Labore und Behörden, die spezifische Kenntnisse verlangen, etwa Lebensmittellabore oder Statistikbehörden.

5. Medizin und Gesundheitswissenschaften

Die Zahl der Studierenden sagen nichts über die Beliebtheit der Studienfächer aus, sondern ergibt sich aus der Knappheit der Studienplätze. Für Humanmedizin braucht man fast immer noch ein Einser-Abitur oder lange Wartezeiten. Fast 100.000 Studenten studieren Humanmedizin, etwa 175.000 Studierende gibt es in der Fächergruppe insgesamt. Die gesundheitliche Fächergruppe hat den 5. Platz in der Beliebtheit, wenn man wie üblich Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaft zusammenfasst.

Der steigende Zulauf zu den Gesundheitswissenschaften hat mit dem Anwachsen der Studienfächer in diesem Bereich zu tun, zu der die Pflegewissenschaften oder die Akademisierung von Hebammen oder Assistenzberufen gehören, aber auch technische und wirtschaftliche Disziplinen wie Medizininformatik oder z.B. Pharmamanagement oder –technologie. Wem der Zugang zu einem Medizinstudium verwehrt ist, aber gerne im Gesundheitswesen arbeiten möchte, sollte sich Studiengänge in diesem Bereich von Gesundheits- oder auch Sportwissenschaft anschauen. Viele sind zulassungsfrei.

Inhalte und Anforderungen

Der klassische Medizinbereich erfordert neben besten Noten auch immensen Fleiß, sich die umfangreichen biologisch-medizinisch Grundlagen anzueignen. Je nach angestrebter Spezialisierung auch handwerkliche Begabungen, etwa wenn Zahnmedizin als Berufsperspektive gewünscht ist.

Bei den nicht originär ärztlichen Studiengängen geht es um Management, Technologien und Datenaufbereitung, mit unterschiedlichem Anteil an Digitalisierung, Organisation und Gestaltung von Prozessen.

Einsatzbereiche und Aussichten

Ärzte können als Allgemeinmediziner oder Fachärzte arbeiten, Karriere als Wissenschaftler, in Krankenhäusern oder Instituten machen oder niedergelassen als Selbständige in eigener Praxis tätig werden, mit überwiegend glänzenden Einkommensaussichten.

Gesundheitswissenschaftliche Studiengänge führen zu Jobs medizinnah in Krankenhäusern, Kliniken oder Instituten, aber auch in Wellnessbereichen im Tourismus oder Sporteinrichtungen.

Trends und Entwicklungen

Ein Trend für die steigenden Studien-Angebote, auch der dualen Art, liegt in der zunehmenden und bereits zu Beginn ansetzenden Spezialisierung der Studiengänge, um die Nähe zur Praxis zu erhöhen, was seitens der Wirtschaft immer wieder gefordert wird, oder sogar Studiengängen mit einem doppelten Abschluss, also dem Abschluss in zwei Studienfächern, was dem Wunsch nach Verständnis für interdisziplinäre Zusammenhänge in der Praxis entspricht. Wer sich nicht so früh festlegen will, für den muss es bei geeigneter Studienstrategie kein Nachteil sein, sich erst später zu spezialisieren oder festzulegen.

In fast allen Fächern nimmt die Internationalisierung zu, nicht nur im Forschungsbereich und dem wissenschaftlichen Austausch, sondern auch bei den Anforderungen in der Praxis. Während dadurch z.B. für die Studierenden der Gesellschaftswissenschaften neue Chancen entstehen können, hat es bei anderen Studiengängen entscheidende Bedeutung für die Berufsaussichten.

Der Prozess fortschreitender Digitalisierung in der Praxis wird Studienfächer grundlegend verändern und wird auch vor digitalfernen Fächern nicht haltmachen. Wer in diesem Bereich seine Talente sieht und seine Begabungen darin im Studium (weiter-)entwickelt, kann glänzende Zukunftsaussichten erwarten.

Reinhard Goehrtz - Berufscoach für Schüler, Abiturienten und Studenten

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